Lindner - Kategorien, Modelle und Daten
Vom Propeller zum Gebirgstraktor
Das österreichische Familienunternehmen Lindner produziert seit 1948 Traktoren und Transporter für die Berg- und Grünlandwirtschaft sowie den Forst- und Kommunaleinsatz. Dass Pioniergeist und Erfindungsreichtum die Geschichte des Unternehmens bestimmen, zeigte sich schon bei Firmengründer Hermann Lindner. Der Sprössling einer 15-köpfigen Bergbauernfamilie aus Breitenbach am Inn (Tirol) war während des Zweiten Weltkriegs als Techniker bei der deutschen Luftwaffe eingesetzt. Hier entwickelte er die gegenläufige Doppelluftschraube.
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Hersteller:Traktorenwerk Lindner GmbH
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Gruendung:1948 (Beginn der Traktorproduktion)
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Sitz:Kundl, Österreich
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Leitung:Hermann Lindner (Geschäftsführer)
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Mitarbeiter:250
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Website:
Nach dem Krieg begann der Ingenieur Lindner in der Nähe seines Heimatortes in einer kleinen gemieteten Werkstatt, selbst konstruierte transportable Gebirgsgattersägen zu bauen. 1948 stellte er einen selbst gebauten 14-PS-Traktor auf der Wiener Herbstmesse vor und erhielt sofort zahlreiche Aufträge. Fünf Jahre ein neuer Meilenstein, der sich bis heute auf alle Fahrzeuge von Lindner auswirkt: Das Unternehmen stellte den ersten in Österreich gebauten Traktor mit vier angetrieben und gebremsten Rädern vor.
Nach dem tragischen Verkehrsunfall des Firmengründers im Oktober 1957 führten seine Söhne Hermann und Rudolf Lindner sowie seine Gattin Stefanie und Tochter Loisi Sappl den Betrieb des inzwischen sehr erfolgreichen Unternehmens weiter. Das Traktorenwerk zählte zu diesem Zeitpunkt bereits 150 Beschäftigte. Monatlich verließen rund 70 Traktoren vor allem für österreichische Kunden, aber auch für den Export nach Spanien, Frankreich und Italien das Werk in Kundl. Als Lindner ab 1979 auch Transporter für das Schweizer Unternehmen Rapid baute, stieg die Produktion und auch der Exportanteil weiter an. 1992 legte Lindner mit dem Unitrac 60 und 1994 mit dem auf vielfältige Einsatzmöglichkeiten auch außerhalb der Landwirtschaft ausgelegten Unitrac 75K Grundsteine für eine bis heute erfolgreiche Fahrzeugfamilie.
Doch auch im Bereich der Traktoren blieb Lindner nicht untätig. Basis der heutigen Schlepper ist die 1999 vorgestellte „Geotrac“-Familie. Ihre Mitglieder wurden sukzessive technisch immer weiter aufgewertet und erhielten eine Zapfwelle mit serienmäßig vier Geschwindigkeiten, eine immer stärkere Hydraulikhubleistung, ZF-Lastschaltgetriebe und Zuschaltung der Differenzialsperre per Knopfdruck sowie eine verbesserte Sicherheitskabine. 2013 dann wieder eine Sensation: Lindner präsentierte mit dem „Lintrac“ den ersten Standardtraktor mit stufenlosem Getriebe und mitlenkender Hinterachse. Auf der Agritechnica wurde der „Lintrac“ zur Maschine des Jahres 2014 gekürt und 2016 kam mit dem 112 LDrive auch der erste Unitrac mit stufenlosem Getriebe auf den Markt.
Inzwischen behauptet sich das Tiroler Familienunternehmen seit mehr als 75 Jahren auf dem Markt. Jährlich fertigen die 250 Mitarbeiter im Tiroler Kundl rund 1.200 bis 1.500 Maschinen der Fahrzeugfamilien Lintrac und Unitrac. Die Hälfte des Umsatzes erwirtschaften die Maschinenbauer auf Exportmärkten wie Deutschland, der Schweiz und Frankreich. Einen besonderen Schwerpunkt legt das Unternehmen auch auf die Digitalisierung. So hat Lindner das TracLink-System entwickelt, das angebaute Geräte genau erkennt und perfekt einstellt. Zusätzliche automatisierte Systeme sollen auch in Zukunft effizientes und präzises Arbeiten ermöglichen.
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Geotrac
Die Standardtraktoren der Geotrac-Familie zählen bei Lindner zu den Auslaufmodellen; einige Modelle werden gar nicht mehr gebaut und sind nur noch auf dem Gebrauchtmarkt zu bekommen. Sie werden durch die Lintrac LS mit Schaltgetriebe und somit ohne Vierradlenkung ersetzt. Die Familie brachte im Laufe ihrer rund 25-jährigen Produktionszeit insgesamt 26 Modelle im Leistungsbereich von 52 bis 144 PS hervor. Die jüngste Baureihe dieser Familie ist die 4 ep-Reihe mit den Modellen 64 bis 134 ep. Sie zeichnet sich unter anderem durch eine Panorama-Sicherheitskabine mit Schutz vor Überschlag (ROPS) und herabfallenden Objekten (FOPS) und Scheibenfront aus Verbundsicherheitsglas aus. Hinzu kommen serienmäßig eine Vierfachzapfwelle, elektronische Hubwerkslageregelung und eine leistungsstarke Hydraulik mit Zweikreissystem, eine umfangreiche Beleuchtungsausstattung mit Halogenscheinwerfern und LED-Leuchten sowie ein serienmäßiges Lastschaltgetriebe (bei den kleinen Modellen 64 und 74 ep nur optional).
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Lintrac
Ganz wichtig ist es bei der aktuellen Traktorfamilie zwischen zwei Baureihen zu unterscheiden: Nachfolger der bisherigen Traktoren der „Geotrac“-Familie ist die Baureihe Lintrac LS mit den bislang drei Modellen 75 LS, 95 LS und 115 LS. Sie sind allesamt mit Perkins-Synchro-Vierzylindermotoren ausgestattet, die Leistungen von 76, 102 bzw. 112 PS erbringen und die Abgasnorm 5 erfüllen. Wie das Kürzel LS andeutet, verfügen sie zudem über ZF-Steyr-Getriebe mit serienmäßiger Zweifach-Lastschaltung. Beim Lintrac 75 LS gibt es eine mechanische Wendeschaltung und insgesamt 16 Vorwärts- und Rückwärtsgänge. Die Modelle Lintrac 95 LS und 115 LS verfügen hingegen über 16 Vorwärts- sowie acht Rückwärtsgänge. Alle Modelle erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h.
Der Reihe Lintrac LS gegenüber steht die Reihe Lintrac LDrive, wobei LDrive nicht in der Typenbezeichnung geführt wird. Die Reihe umfasst aktuell fünf Modelle mit Vierzylindermotoren im Leistungsbereich von 101 bis 130 LS. Beim Lintrac 90 und 110 erfüllen sie die Abgasnorm 3b, bei den beiden anderen Modellen Stufe 5. Herausragende Merkmale dieser Baureihe sind die Ausstattung mit stufenlosem Getriebe von ZF und die lenkbare Hinterachse. Wenn die Hinterräder den vollen Lenkeinschlag von 20 Grad nutzen, liegt der Wendekreis bei unter sieben Metern. Auch das bodenschonende Arbeiten im „Hundegang“ ist mit den LDrive-Modellen möglich.
Sie alle sind mit rumpf- oder achsgeführter Fronthydraulik erhältlich. Mit EFH-Geräteentlastung wird auch im unwegsamen Gelände ein gleichmäßiges Mähbild erreicht – mit bis zu 17 km/h Fahrgeschwindigkeit. Durch den verstärkten Rahmenblock kann ein Frontlader oder eine Seitenanbauplatte genutzt werden. Das Heckhubwerk mit bis zu 4900 kp Hubkraft ist mit EHR und Schwingungstilgung verfügbar.
Unitrac
Die inzwischen schon legendären, speziell für Arbeiten im Bergland entwickelten Geräteträger der Baureihe Unitrac gibt es zurzeit in den vier Ausführungen Unitrac 72 und 92 P5 mit Schaltgetriebe sowie Unitrac 112 und 122 LDrive mit stufenlosem Getriebe. Die beiden kleineren P5-Modelle sind mit Vierzylinder-Dieselmotoren von Perkins ausgestattet. Sie erfüllen die Abgasnorm Stufe 5 und leisten 76 bzw. 101 PS bei 1.400 bzw. 1.500 Umdrehungen. Die beiden großen Modelle 112 und 112 LDrive haben eine Leistung von 107 bzw. 122 PS bei 2.300 bzw. 2.200 Umdrehungen. Während beim stärksten Unitrac der gleiche Perkins-Motor wie bei den kleinen Brüdern seinen Dienst verrichtet, ist es beim 112 LDrive ein VM-Vierzylinder-Turbodiesel, der sogar die Abgasnorm Euro 6 erfüllt.
Einzelradaufhängung, hydraulische Federung mit Niveauregulierung sowie per Knopfdruck elektrohydraulisch zuschaltbare Längsdifferenzialsperre und Differenzialsperre hinten sind bei allen Modellen Standard. Optional gibt es die Vierradlenkung mit Komfort-Rückstellung und eine Differenzialsperre auch vorne. Während die kleineren Modelle rund vier bzw. fünf Tonnen Kilogramm Zuladung stemmen, sind es bei den beiden großen Brüdern mehr als fünfeinhalb Tonnen. Aufgrund der standardisierten Hydraulik- und Zapfwellenausstattung können alle Unitrac-Typen mit Anbau- und gezogenen Geräten zahlreicher Hersteller kombiniert werden. Dadurch lassen sie sich sehr vielseitig einsetzen.
Häufige Fragen rund um die Marke Lindner
Frage 1: Woher kommen die Maschinen von Lindner?
Antwort: Lindner zählt heute zu den wenigen erfolgreichen Traktorherstellern, die ihre Maschinen ausschließlich im Stammwerk herstellen, ohne Teile der Produktion in Länder mit niedrigeren Lohnkosten auszulagern. Als hundertprozentiges österreichisches Familienunternehmen baut Lindner mit seinen 250 Mitarbeitern alle seine Traktoren und Geräteträgern – aktuell rund 1.200 bis 1.500 Stück pro Jahr – wie seit den Anfängen im Jahr 1948 im Werk Kundel in Tirol.
Frage 2: Wodurch zeichnen sich die Maschinen von Lindner aus?
Antwort: Die Maschinen von Lindner zeichnen sich durch einen herausragenden Ruf aus, der aus einer hohen Verarbeitungsqualität und entsprechenden Langlebigkeit und Robustheit sowie durchdachter Technik resultiert. Die Produkte sind für härteste Einsatzbedingungen besonders im Bergland konzipiert. Sie bieten durchweg Allradantrieb und je nach Fahrzeugtyp zusätzlichen Fahrkomfort und Sicherheit durch niedrigen Schwerpunkt und Hangtauglichkeit bis 60 Grad, Vierradlenkung, stufenlose Getriebe, Lastschaltung, und/oder besonders robuste Kabinen mit Schutz vor Überschlagen und herabstürzenden Objekten.
Frage 3: Was kosten die Traktoren von Lindner?
Antwort: Lindner hat eine sehr transparente Preispolitik und veröffentlicht Orientierungspreise auch auf der Internetseite des Unternehmens. So kostet der kleinste aktuelle Traktor mit Vierradlenkung, der Lintrac 80 aus der Reihe „L-Drive“ mit seiner Vierradlenkung rund 120.000 (unverbindlicher Listenpreis inklusive 20 Prozent Mehrwertsteuer in Österreich). Das Flaggschiff-Modell, der Lintrac 130 aus der LDrive-Reihe, mit 136-PS-Motor, stufenlosem Getriebe und Vierradlenkung schlägt dem gegenüber mit rund 136.500 Euro zu Buche. Bei den vier Geräteträgern der Unitrac-Reihe liegen die Preise zwischen rund 116.000 und 182.000 Euro.